Ich wollte schon seit einiger Zeit wirklich sehr dringend zur Benediktenwand. Hier hat man nämlich ganz hervorragende Chancen, Steinböcken zu begegnen, und das geht normalerweise ja nur in Gebieten, in denen Spaziergänger wie ich nichts zu suchen haben. Die Benediktenwand jedoch liegt mitten in den bayerischen Voralpen, keine Stunde von München entfernt. Dass es hier Steinböcke gibt, ist ein bisschen ungewöhnlich - ich habe das nachgelesen: 

Ende der 50er verirrte sich ein etwas eigenbrötlerischer Jungbock aus den Schweizer Alpen aus Versehen bis hierher. Und dann ging er nicht mehr weg. Er blieb so lange, bis die Menschen Ende der 60er sicher waren, dass er es ernst meinte - und ihm daher ein paar weitere Steinböcke aus den Schweizer Alpen zuführten, damit er nicht mehr so allein war. Das kam gut an. Nach einer Weile bevölkerten um die 120 Steinböcke die Benediktenwand. 

Die Population schwankt immer ein bisschen, derzeit sind es zwischen 70 und 80, die Benediktenwand ist sehr steil, ab und an stürzt einer ab, auch Inzest ist ein Thema bei einer so kleinen Gruppe, insgesamt scheint es den Steinböcken an der Benediktenwand allerdings recht gut zu gehen, was natürlich auch kein Wunder ist angesichts dieser prachtvollen, mächtigen Bergwand, die da einfach so aus dem Nichts senkrecht nach oben ragt. 

Ich hatte vorher ein bisschen Zweifel, ob ich da jetzt wirklich rauf will. Einerseits hatten wir die Steinböcke schon gleich am Anfang gesehen, warum sich also noch groß abmühen? Außerdem wandere ich sonst eher auf mittelgroßen Hügeln herum, die Benediktenwand jedoch kommt an der Tutzinger Hütte schon ziemlich direkt zur Sache. Andererseits: Man kann ja auch nicht den ganzen Tag auf der Hütte sitzen und Kaiserschmarrn essen. Den muss man sich schon verdienen.

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