MAIDEN ENGLAND

 

Als Iron Maiden 1988 mit »Maiden England« unterwegs waren, war ich gerade mal zehn Jahre alt, auf mein erstes Maiden-Konzert musste ich noch fünf Jahre warten. Wie phantastisch also, dass Bruce, Steve, Dave, Adrian, Janick und Nicko diese unfassbare Mega-Wahnsinns-Monster-Tour 25 Jahre später einfach nochmal nachholen. Ich war bei fünf Shows dabei.

 

 
 

 

Oberhausen
6. Juli 2013

 

»Scream for me, Oberhausen!« - erstes von fünf Konzerten auf der Maiden-England-Tour, dem unfassbaren Mega-Wahnsinns-Monster-Remake der 1988er Seventh-Son-Tour. Dabei festgestellt, dass wir Jubiläum haben - erstes gemeinsames Maiden-Konzert: 1993 in Hannover, zwanzig Jahre her! 

 

 

Setlist 2013: Moonchild | Can I Play With Madness | The Prisoner | 2 Minutes To Midnight | Afraid To Shoot Strangers | The Trooper | The Number Of The Beast | Phantom Of The Opera | Run To The Hills | Wasted Years | Seventh Son Of A Seventh Son | The Clairvoyant | Fear Of The Dark | Iron Maiden | ... | Aces High | The Evil That Men Do | Running Free

Setlist 1993: Be Quick Or Be Dead | The Number Of The Beast | Prowler | Transylvania | Remember Tomorrow | Where Eagles Dare | From Here To Eternity | Wasting Love | Bring Your Daughter ... To The Slaughter | Wasted Years | The Evil That Men Do | Afraid To Shoot Strangers | Fear Of The Dark | The Clairvoyant | Heaven Can Wait | Run To The Hills | Iron Maiden | ... | Hallowed Be Thy Name | The Trooper | Sanctuary

 

 
 

 

London, O2 Arena
3. & 4. August 2013

 

»You probably know, which song is next, at least if you're on the Internet. But you never know! Maybe we've got some suprises for you. ... Hahaha, probably not!« [Bruce Dickinson]

Ich war am Wochenende auf zwei Konzerten von Iron Maiden. Beide in London, beide in der O2 Arena, beide ausverkauft. Die Wiederholung der überragenden »Maiden England« Tour von 1988. Maiden haben »Aces High« gespielt, »Moonchild«, »The Evil That Men Do«, »Wasted Years«, »Phantom Of The Opera« und natürlich »Seventh Son«, zum ersten Mal seit über zwanzig Jahren. Das war also durchaus mit die beste Setlist, die ich je von Maiden gesehen habe, und ich schaue mir jetzt seit 1993 Maiden-Konzerte an.

Allerdings bin ich seit 1993 auch immer ein bisschen unzufrieden. Vor allem dann, wenn ich mir zwei Konzerte direkt hintereinander angeschaut habe. Ich bin da glaube ich gar kein SO großer Freak, viele Fans machen das so und reisen der Band ein bisschen hinterher. Die Herren gehen auf die sechzig zu, allzu viele Touren werden die nicht mehr machen, und wenn sich das irgendwie einrichten lässt, dann fährt man da halt hin. Vor ein paar Wochen bin ich sogar in Oberhausen gewesen, um mir Maiden anzuschauen. In Oberhausen!

Früher hab ich während eines Maiden-Konzerts die ganze Zeit gehofft: Vielleicht spielen sie heute mal was richtig Altes. Irgendwas Besonderes. Eine B-Seite. Immer vergebens. Dann kam das Internet. Mit dem Internet hörte für mich das Hoffen auf. Ich kann mich jetzt stundenlang durch jede einzelne Setlist klicken und mich stundenlang vergewissern, dass Maiden wirklich an jedem verdammten Abend die zu einhundert Prozent exakt identische Setlist spielen. Egal wo, egal wann, egal warum, immer dasselbe.

Manchmal variieren die Ansagen ein bisschen, meistens wenn irgendwo auf der Welt irgendwas Wichtiges passiert ist. Bruce greift das dann kurz auf. Oft spricht er auch in der jeweiligen Landessprache, sein Französisch ist zum Beispiel viel besser geworden in den letzten Jahren. Am Wochenende in London hat Nicko spontan ein zehnsekündiges Drumsolo eingestreut. Und vor ein paar Jahren in Lissabon hat Steve mal ein paar Witze über Daves neue Schuhe gemacht. Ansonsten ist das aber immer dasselbe.

In den Pausen zwischen Südamerika-, Nordamerika-, Asien- und Europa-Tournee stellt Steve meist die Setlist ein bisschen um. Da werden ein, zwei Songs ausgetauscht, und dann wird das wieder wochenlang Abend für Abend so durchgeknüppelt. Auch wenn Maiden zwei Tage hintereinander in derselben Stadt spielen. Ich war schon oft auf zwei Maiden-Konzerten direkt hintereinander in derselben Stadt. Mich nervt das manchmal ein bisschen.

Metallica zum Beispiel: Zwischen 1992 und 2008 haben die nicht ein vernünftiges Album auf die Reihe bekommen, stattdessen haben sie Napster verklagt, ihren Bassisten gemobbt, unzählige Stunden auf der Couch des Band-Psychiaters verbracht, daraus eine verstörende Dokumentation gemacht und sich unterm Strich dann trotzdem munter weiter gehasst. Auf der Bühne sind Metallica aber trotzdem die Größten. An jedem Abend spielen die mindestens fünf Songs, die sie am Abend vorher nicht gespielt haben. Oft wirft Lars kurz vor der Show die halbe Setlist über den Haufen, weil sich das für ihn gerade nicht richtig anfühlt. Die beleuchter hassen ihn dafür. Die Fans nicht. Für die ist das phantastisch. Ich habe von Metallica schon fast jeden Song einmal live gehört. Die »Master Of Puppets« und das »Black Album« sogar an je einem Abend komplett.

Metallica haben in diesem Jahr bislang 14 Konzerte gespielt - und dabei 49 verschiedene Songs im Programm gehabt, 2012 waren es 46 Songs bei 33 Konzerten, 2011 sogar 81 (!!!) bei gerade mal 17 Shows. Man kann das bis ins Jahr 1982 zurückverfolgen, das geht da immer so weiter. Die Maiden-Zahlen im Vergleich: In diesem Jahr waren es 32 Konzerte - mit 32 Mal den immer selben 17 Songs. In den 34 Shows 2012: 34 mal dieselben 17 Songs. Im Jahr zuvor 63 Konzerte, die waren in Südamerika, da war die Setlist etwas kürzer, nur 16 Songs, natürlich aber an jedem Abend immer schön dieselben. Bei Maiden kann man das alles sogar bis ins Jahr 1976 zurückverfolgen, auch hier geht das immer so weiter. Leider.

Überhaupt keine Frage: Maiden ist für mich die größte Band überhaupt. Maiden gehen in ihrer eigenen Boeing auf Welttournee und lassen sich dabei von ihrem Sänger fliegen. Ihre größten Tourneen spielen sie zwanzig Jahre später einfach noch mal, damit auch die heute 15-Jährigen sich das anschauen können. Maiden spielen in Chile, Kolumbien, Indien, manchmal auch auf einer Bühne aus Bambus. Sie haben drei Gitarristen, weil der eine, der vor zig Jahren die Band verlassen hat, irgendwann zurück wollte und man den anderen, der zwischenzeitlich sein Ersatz war, nicht einfach wieder rauswerfen wollte. Zwischen zwei Welttourneen nimmt der Bandgründer mit ein paar Pub-Kumpels eine Soloplatte auf, geht damit auf Europa-Clubtour und spielt dabei vor 150 Fans mit exakt derselben Begeisterung wie sonst vor 50 000. Seit 1980 nehmen Maiden ununterbrochen Platten auf, und bis heute ist nicht eine einzige schlechte dabei. Und ohne Maiden hätten Metallica und hunderte andere niemals überhaupt mit der Musik angefangen.

So lange es Steve, Bruce, Dave, Adrian, Janick und Nicko morgens noch aus dem Bett schaffen und sich ihre Riffs merken können, schaue ich mir das auch an. Die beiden Shows in London waren selbstverständlich mit die besten, die ich überhaupt je von Maiden gesehen habe, und drei Tage später bin ich natürlich immer noch heiser. Wenn Maiden aber nur ein ganz klein bisschen so wären wie Metallica, nur in dieser einen einzigen Sache mit den Setlists, das wäre halt wirklich ganz schön.

 

 

Setlist: London, 3. und 4. August: Moonchild | Can I Play With Madness | The Prisoner | 2 Minutes To Midnight | Afraid To Shoot Strangers | The Trooper | The Number Of The Beast | Phantom Of The Opera | Run To The Hills | Wasted Years | Seventh Son Of A Seventh Son | The Clairvoyant | Fear Of The Dark | Iron Maiden | ... | Aces High | The Evil That Men Do | Running Free

Meine Alltime-Wunsch-Setlist sähe übrigens so aus. Die dürften sie dann von meiner Seite aus selbstverständlich auch jeden Abend haargenau so wiederholen.

Aces High | The Evil That Men Do | The Trooper | The Wicker Man | The Talisman | Killers | 2 Minutes To Midnight | The Rime Of The Ancient Mariner | Wasted Years | Alexander The Great | Sign Of The Cross | Moonchild | Seventh Son Of A Seventh Son | The Clairvoyant | Blood Brothers | The Number Of The Beast | Fear Of The Dark | ... | Transsylvania | Prowler | Phantom Of The Opera | Hallowed Be Thy Name | Running Free

 

 
 

 

Barcelona & Bilbao
27. & 29. Mai 2014

 

Auftakt des letzten Teils der England '88 Tour, erst Barcelona, dann Bilbao. Nach der Early Days Tour 2005 und der Somewhere Back In Time Tour 2009 der wirklich allerletzte Teil der wirklich allerletzten Remake-Tour. Die Highlights:

Phantom Of The Opera, zwei Mal. Das Solo bei Phantom Of The Opera, auch zwei Mal. First to the barrier mit den Ultras vom Maiden FC. Die Cerveceria in der Ronda Sant Antoni. Das Trooper Beer, zum ersten Mal. Der Jamon, immer wieder der Jamon. Die Millionen von verwaschenen, ausgeblichenen und runtergerockten Uralt-Original-Maiden-Shirts aus den 80ern. Die Maiden-Fans, die im Maiden-Forum ernsthaft geglaubt hatten, Steve würde im letzten Leg der Tour noch mal im großen Stil an der Setlist herumschrauben. Jedes einzelne Solo von Mr. Dave Murray. Die vielen Metal-Plattenläden in Barcelona, in denen man sogar die original Soundhouse Tapes mit Mr. Paul Di'Anno und die auf 550 Copies limitierte Vinyl-Bootleg von Metallicas Antarktis-Konzert bekommt. Die kleine Bar in Bilbao, die nach dem Konzert für eine handvoll Fans noch bis weit in die Nacht hinein ausschließlich Maiden-Songs gespielt hat. Die heiseren finnischen Haudegen im Flieger nach Bilbao, die im Anschluss noch nach Nijmegen, Bologna und Budapest reisen. Jedes einzelne Solo von Mr. Adrian Smith. Seventh Son Of A Sevent Son in voller epischer Länge, zwei Mal. Der riesige, ausfahrbare Seventh-Son-Eddie, auch zwei Mal. Das Bühnen-Design in der 88er Seventh-Son-Optik, jetzt zum wirklich allerletzten Mal. Bruce' versprechen vor je 15.000 Zuschauern, dass es weitere Touren geben wird.

Setlist: Moonchild, Can I Play With Madness, The Prisoner, 2 Minutes To Midnight, Revelations, The Trooper, Number Of The Beast, Phantom Of The Opera, Run To The Hills, Wasted Years, Seventh Son Of A Seventh Son, Wrathchild, Fear Of The Dark, Iron Maiden, Aces High, The Evil That Men Do, Sanctuary

 

 

 

Up the Irons.

 

 

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Zu den Bildern: 
London | Barcelona