Ein paar Fotojournalisten diskutieren gerade, ob Fotografie mit Instagram und Hipstamatic Betrug an sich selbst und den Lesern ist, weil man sich die Welt dank toller Filter einfach so zurechtbiegen kann, wie man sie gern hätte. Ich finde, die Diskussion ist schon ab dem Punkt unsinnig, an dem Instagram und Hipstamatic in einen Topf geworfen werden.
Mit Instagram mache ich ein ganz normales Foto, bei dem ich dann der Reihe nach jeden einzelnen der zig Filter drüberlegen kann - so lange, bis mir das Bild endlich gefällt. Dann noch ein bisschen Unschärfe drauf, Kontrast rein, Rahmen drumrum, und fertig ist das Bild. Erst das Foto, dann der Filter. Mit Fotojournalismus hat das in der Tat nicht sehr viel zu tun. Aber das ist etwas komplett anderes, als mit Hiptstamatic zu fotografieren.
Mit Hipstamatic habe ich einen Pool an Linsen, Filmen und Blitzen zur Verfügung, die ich a) beliebig kombinieren kann und die ich b) vor allem vor dem Fotografieren auswählen muss. Wie in der »echten« Fotografie muss ich mein Equipment also genau kennen, um zu entscheiden, welchen Film, welche Linse, welchen Blitz ich verwende. Und es gibt immer nur diesen einen Versuch, das Foto kann hinterher nicht mehr anderweitig befiltert werden.
Erst der Filter, dann das Foto, das ist also das komplette Gegenteil von Instagram. Bei jedem einzelnen gelungenen Hipstamatic-Bild freue ich mich, denn ein gelungenes Hipstamatic-Bild bedeutet, dass ich im richtigen Moment die richtige Linse, den richtigen Film, den richtigen Blitz gewählt habe. Über ein gelungenes Instagram-Bild dagegen freue ich mich ungefähr so, wie über ein vom Motiv her gutes, ansonsten aber mittelmäßig fotografiertes Bild, dass ich dann hinterher eine Stunde lang in Photoshop aufgehübscht habe.
Und darum finde ich, dass Fotografie mit Instagram aus fotojournalistischer Sicht absolut und selbstverständlich etwas mit »cheating« zu tun hat. Hipstamatic dagegen ist so nah am »echten« Fotografieren, wie keine andere Foto-App. Drum gab es auch schon Ausstellungen, die ausschließlich aus Hipstamatic-Bildern bestanden. Von Instagram-Ausstellungen habe ich allerdings bislang noch nichts gehört.
orangedotgallery: hipstamatics